Die Natur ist das einzige Buch, das auf allen Blättern grossen Gehalt bietet.
Natur tut uns gut! Die meisten spüren das instinktiv. Der österreichische Biologe und Autor Clemens Arvay hat in seinem Buch ‚Der Biophilia Effekt - Heilung aus dem Wald‘ internationale Forschungsergebnisse zur Wirkung des Waldes auf unsere Gesundheit zusammengetragen. Verschiedenste Studien konnten nachweisen, dass der Aufenthalt im Grünen den Blutdruck, die Herzfrequenz, Stresshormone und das Stressempfinden zu senken vermag. Doch auch bei Angstzuständen, Depressionen und Erschöpfung wirkt die Natur positiv auf die menschliche Psyche. Sogar für Kinder mit ADHS haben sich Naturaufenthalte als wirksam erwiesen.
Die Wirkung pflanzlicher Kommunikation
Der Wald ist ein komplexer Lebensraum und ein Ort der regen Kommunikation. Abertausende Lebewesen kommunizieren miteinander. Vielleicht nicht so, wie wir das erwarten würden. Pflanzen kommunizieren mittels chemischer Substanzen miteinander. Die meisten dieser Substanzen gehören zur Stoffgruppe der Terpene. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die vor allem in ätherischen Pflanzenölen zu finden sind. Blätter und Nadeln von Bäumen und Büschen, aber auch Baumstämme, Pilze, Moose und Farne geben Terpene ab.
Wenn eine Pflanze beispielsweise von Schädlingen angegriffen wird, kann sie andere Pflanzen in ihrer Nähe warnen, so dass diese Abwehrstoffe bilden können. Der Informationsgehalt dieser Art Kommunikation ist so komplex, dass neben der Art des Angreifers sogar Informationen über das Ausmass des Befalls weitergeben und spezifische Feinde des Angreifers angelockt werden können.
All dies können wir nicht bewusst wahrnehmen. Doch die Terpene stimulieren die Immunzellen unseres Immunsystems. Durch die eingeatmete Waldluft während eines Waldaufenthaltes erhöht sich in unserem Blut sowohl die Anzahl als auch die Aktivität der so genannten Killerzellen - eine spezielle Form weisser Blutkörperchen, die entartete Zellen abtöten können. Auch die Stresshormone Cortisol und Adrenalin gehen messbar zurück.
Grundsätzlich geben alle Pflanzen sekundäre Pflanzenstoffe an die Luft ab und viele von ihnen sind für uns gesund. Nadelbäume wie Fichten, Kiefern und Tannen erzeugen besonders viele der medizinisch wirksamen Terpene.
Auf in den Wald - die Heilkraft der Natur erleben!
Shirin Yoku - hierzulande Waldbaden genannt - ist in Japan schon seit Jahrzehnten eine anerkannte Methode zur Vorbeugung gegen Krankheiten sowie zur unterstützenden Behandlung. Dabei handelt es sich um Waldbesuche, bei denen Achtsamkeit und Entspannung praktiziert werden.
Anfang der 1980er-Jahre sah sich das japanische Gesundheitssystem mit einem starken Anstieg stressbedingter Folgeerkrankungen konfrontiert. Bereits zu Beginn der 1980er empfahl die staatliche Waldbehörde, Shirin Yoku als Mittel zur Stressbewältigung öffentlich zu bewerben und zu fördern. 1982 wurde dann der erste Healing Forest eröffnet, der Akasawa Recreational Forest. Seit Jahrzehnten wird an japanischen Universitäten im Forschungszweig der Waldmedizin untersucht, wie sich der Aufenthalt im Wald auf die menschliche Psyche und Physis auswirkt.
Eine sehr schöne Art, die Wirkungen des Waldbadens zu erleben und gleichzeitig etwas für unsere heimischen Wälder zu machen, ist die Teilnahme an einer Arbeitswoche beim Bergwaldprojekt.
Dort kann man direkt am Naturschutz mitwirken und lernt viel über die verschiedensten Zusammenhänge in der Natur. Beim Waldumbau z.B. geht es um eine gesunde Mischwaldförderung, um dem menschgemachten Problem der Nadelwald-Monokulturen entgegen zu wirken. Denn diese sind anfällig für Sturmschäden, Trockenheit und Borkenkäferbefall. So werden zum Beispiel Fichten gefällt und stattdessen Eichen und Buchen gepflanzt. Ein anderer Arbeitsschwerpunkt sind Moorrenaturierungen. Hier werden Wiedervernässungsmassnahmen durchgeführt, damit sich die Torfmoose wieder ansiedeln können. Im Verlauf einer solchen Projektwoche erlebt man die wunderbare Harmonie körperlicher Arbeit, empfundener Selbstwirksamkeit und geistiger Entspannung.
Die Natur ist unser evolutionäres Zuhause
Trotz moderner Lebensweise haben wir instinktiv ein Gefühl dafür, was ein gesunder Lebensraum ist. Dies ist auf evolutionstechnisch sehr alte Gehirnstrukturen zurückzuführen. Das Reptiliengehirn und das limbische System. Sie sind das Herzstück unserer Verbindung zur Natur. Das Reptiliengehirn, auch Hirnstamm genannt, ist der älteste Teil des menschlichen Gehirns. Auch wenn es nicht grösser als ein Daumen ist, steuert es lebenswichtige Funktionen wie Herzschlag, Blutdruck und Atmung. Das limbische System ist zu grossen Teilen für unsere Gefühle und Emotionen verantwortlich.
Diese Gehirnstrukturen arbeiten völlig selbstständig und reagieren auf Reize, bevor wir diese bewusst wahrnehmen. Forscher haben z.B. herausgefunden, dass unterschiedliche Landschaftstypen dort unterschiedlich stark zu Stressreduktion führen. Der Typus, der besonders starke Entspannung auslöst, ist demnach die savannenartige Landschaft, d. h. Grünflächen mit licht verstreut wachsenden Bäumen und Büschen.
Und so reicht der reine Anblick von Naturelementen bereits aus, um Entspannung in uns auszulösen! Schon lange weiss man, dass Patienten nach einer Operation schneller genesen und weniger Schmerzmittel benötigen, wenn sie aus dem Fenster des Krankenzimmers einen Blick ins Grüne haben.
Als Überbleibsel der Evolution dürften Menschen die biologisch angelegte Neigung haben, dauerhafte positive Reaktionen auf die Natur zu zeigen, während sie diese Reaktionen auf die städtische und moderne Umgebung nicht aufweisen.
Clemens Arvay hat viele lesenswerte Bücher geschrieben. Und er hatte den Mut, sich öffentlich zu den Risiken der sogenannten Corona-Impfstoffe zu äussern. Daraufhin wurde er, wie so viele andere auch, in den Medien als rechter Verschwörungstheoretiker diffamiert. Er nahm sich im Februar 2023 das Leben. Ruhe in Frieden, lieber Clemens. Und danke für all das, was von Dir bleibt.
Eine Wahrheit braucht keine Mehrheit und eine Mehrheit allein ist keine Wahrheit.