Einst überlebenswichtig – heute eine gute Ergänzung

Die Natur bietet uns eine ungeahnte Fülle an essbaren Wildpflanzen. Während der menschlichen Entwicklungsgeschichte war der überwiegende Teil unserer Nahrung pflanzenbasiert. Wilde Pflanzen und Kräuter waren überlebenswichtig, vor allem in Zeiten, in denen jagdbares Wild knapp war oder landwirtschaftliche Ressourcen noch nicht ausreichend entwickelt waren.

Das Wissen um diese ursprüngliche Form der Ernährung ist heute weitestgehend in Vergessenheit geraten. Manch einem mag es einfach nur unvorstellbar, oder gar unhygienisch vorkommen, Wildpflanzen zu essen.

Dabei enthalten Wildpflanzen, also Pflanzen, die kaum durch den Menschen kultiviert oder gezüchtet wurden, eine Vielzahl an Substanzen, die sie vor Schädigung, durch z.B. Bakterien, Viren, Pilze, UV-Strahlung, schützen. Diese Inhaltsstoffe unterstützen auch unsere Gesundheit. Nebst entzündungshemmenden Stoffen, verjüngenden Antioxidantien, wertvollen Fettsäuren, Mineralstoffen und Vitaminen, liefern sie auch eine geballte Ladung Chlorophyll. Daher können sie sehr wirkungsvolle Heilmittel sein, zur Vorbeugung von Erkrankungen und degenerativen Prozessen und zur Entgiftung und Reinigung des Körpers beitragen. Manche enthalten sogar Östrogen- und Progesteron-ähnliche Hormone, wie z.B. Rotklee, Frauenmantel, oder Johanniskraut. Diese können helfen, den Hormonhaushalt auszugleichen und Linderung bei Beschwerden der Wechseljahre und dem prämenstruellen Symptom verschaffen.

Domenico adornato RKN Hui2q Vb M unsplash
Dan meyers 0 Agt Po AA Rt E unsplash
Wolfgang hasselmann x X Rmqz7 Kl Jg unsplash
Yoksel zok aa7 IIY Idd3 A unsplash

Unser Kulturgemüse wächst vielerorts auf pestizidbelasteten Böden, wird oftmals unreif geerntet, und enthält kaum noch Bitterstoffe, da diese herausgezüchtet wurden. Gerade die Bitterstoffe sind wichtig für unsere Verdauung und den Stoffwechsel, sie unterstützen sogar die Aufnahme von Mineralstoffen und Vitaminen. In den meisten essbaren Wildpflanzen sind Bitterstoffe enthalten. Es gibt zahlreiche essbare Wildpflanzen, die uns im Jahresverlauf zur Verfügung stehen. Und diese sollten wir uns wieder zunutze machen!

Weniger ist anfangs mehr

Eine gute Möglichkeit, die Wildkräutern in der Region kennen zu lernen, sind Wildkräuterwanderungen. Trotz allem Enthusiasmus sollte man sich beim Sammeln als Anfänger vorerst auf eine kleine Auswahl an Wildkräutern beschränken, bis man diese wirklich sicher bestimmen kann. Denn es gibt auch giftige Pflanzen. Diese haben zwar oft einen unangenehmen Geruch und Geschmack, enthalten Milchsaft in den Stängeln oder Blättern, oder lösen gar Hautirritationen aus, aber eben nicht immer.

Sammeln können wir auf ungedüngten Wiesen, am Waldrand, auf Brachflächen, oder in Naturgärten. Es sollten natürlich keine vielbefahrenen Strassen oder gar Autobahnen in unmittelbarer Nähe sein. Wichtig ist auch, dass wir nur dort sammeln, wo genügend Pflanzen wachsen, und nur so viel sammeln, wie wir wirklich verarbeiten wollen.

Die Ernte sollte möglichst schnell verarbeitet werden, denn durch Lagerung gehen wertvolle Inhaltsstoffe verloren. Daher lieber weniger, dafür aber umso regelmässiger sammeln. Das Sammeln verschafft uns ganz nebenbei eine gesunde Portion Bewegung an der frischen Luft. Vor allem aber erfüllt es einen mit Freude und Dankbarkeit, mit offenen Augen durch die Natur zu streifen und sich von ihrer Fülle beschenken zu lassen!

Camden b UB Naumd7ig unsplash

Oft findet man bereits im März die ersten Bärlauchblätter. Bärlauch zählt zu den ältesten Nutz- und Heilpflanzen Europas und war schon den Germanen, Kelten und Römern als Heilpflanze bekannt. Er wirkt unter anderem entzündungshemmend, durchblutungsfördernd, blutreinigend, entgiftend, antibiotisch und immunstärkend.

Auch die jungen Blätter von Laub- und Nadelbäumen sind essbar, vor allem im Frühjahr, wenn die Bäume austreiben. Die zarten Blätter von Linde, Buche, und Birke eignen sich z.B. als Salatzugabe und liefern uns Vitamin C, Flavonoide und Gerbstoffe. Die frischen Triebspitzen von Fichte, Kiefer, Tanne und Lärche liefern neben viel Vitamin C auch noch ätherische Öle, Harze und Tannine, die gegen Husten und Schnupfen wirken. Unsere Vorfahren nutzten z.B. auch das Kambium verschiedenster Baumrinden zum Verzehr, ein guter Lieferant für Stärke, Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe.

Agata ciosek Up P6v03 Akh8 unsplash
Hidde joustra bhpo Ax Dv EP4 unsplash
Pascal debrunner Y Neuz7w CM Wc unsplash
Ronin jm Wyjke Jdi Q unsplash
Wolfgang hasselmann h R47ea RD Mb4 unsplash

Brombeerblätter sind wegen ihres hohen Gerbstoffgehalts sehr gut für die Verdauung. Auch hier eignen die jungen Blattaustriebe sich als Salatzugabe, ältere Blätter können getrocknet und als Tee verwendet werden. Als Gurgelwasser hilft der Tee bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum.

Himbeerblätter, die Gerbstoffe, Flavonoide, Kalium, Magnesium, Mangan, Eisen, Vitamin C und E enthalten, sollen die Gebärmutter stärken und entkrampfend wirken. Der Tee ist für seine erleichternde Wirkung auf Schwangerschaft und Geburt bekannt. Nach der Geburt regt er die Milchbildung an. Ausserdem wirkt er lindernd bei Menstruationsbeschwerden.

Löwenzahn wiederum wirkt stark antioxidativ und verdauungsfördernd.

Eine Buchempfehlung für motivierte Sammler: Essbare Wildpflanzen von Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger.

Sich etwas Gutes tun – mit grünen Smoothies

Wer der grünen Bereicherung in Form von Salat nichts abgewinnen kann, versucht sich vielleicht an Smoothies. Sie ermöglichen uns auf eine sehr einfache Art, vitalstoffreiche Nahrung lecker zu verpacken, denn sie lassen sich ganz nach dem persönlichen Geschmack zubereiten.

Da Vitamine ihre volle Wirkkraft nur im Verbund mit anderen Vitalstoffen entfalten, sollten wir möglichst naturbelassene Lebensmittel zu uns nehmen. Im grünen Smoothie können nach Herzenslust grüne Blätter, Sprossen, Keimlinge, Kräuter, Früchte und Samen gemischt werden. Das Ergebnis ist äusserst nahrhaft und liefert uns den Verbund an Mikronährstoffen, den unser Körper so sehr benötigt. Der Fruchtanteil bewirkt, dass wir den bitteren Geschmack des Blattgrüns nicht mehr so wahr nehmen.Im Mixer wird die Zellstruktur des Blattgrüns aufgebrochen, vorverdaut sozusagen, so dass wir Vitalstoffe in bislang unbekanntem Ausmass aufnehmen können. Die Ballaststoffe und das Chlorophyll erzeugen ein basisches Milieu, in dem sich die Darmschleimhaut besonders gut regenerieren kann.

Alex lvrs E2 VZNK 51l I unsplash

Statt einer Ernährungsumstellung, die für manch einen abschreckend wirken mag, kann man also auch einfach versuchen, den grünen Smoothie zu einer täglichen Gewohnheit werden zu lassen. Smoothies sind für Menschen jeden Alters geeignet. Bereits nach dem Abstillen können Kleinkinder sie trinken. Doch auch für Senioren, die meist einen erhöhten Nährstoffbedarf haben, sind sie bestens geeignet.