Unser Geruchssinn - oft unbemerkt und unterschätzt
Der Geruchssinn ist im Laufe der Evolution vor dem Seh- und Hörvermögen entstanden. Und obwohl beim Menschen mittlerweile über zwei Drittel der Duftstoffrezeptorgene deaktiviert sind, bilden die verbliebenen etwa 350 die grösste Genfamilie innerhalb unseres Gesamtgenoms. Bereits im Mutterleib vermögen Embryos Düfte wahrzunehmen.
Der Geruchssinn ist eng mit dem limbischen System in unserem Gehirn verknüpft, welches zu grossen Teilen für unsere Gefühle und Emotionen, aber auch unsere Erinnerungen und unseren Hormonhaushalt zuständig ist. So verwundert es nicht, dass Düfte unsere Emotionen innerhalb von Sekunden verändern und längst vergessen geglaubte Erinnerungen mit erstaunlicher Intensität wieder erwecken können. Auch wenn wir uns dessen oft nicht bewusst sind, liefert uns unser Geruchssinn nicht nur eine enorme Vielfalt an Informationen über unsere Umwelt, sondern übt auch sehr grossen Einfluss auf unser Sozialverhalten aus.
Wenn wir einem Menschen begegnen, registriert unsere Nase in Sekundenbruchteilen seinen Duft und unser Gehirn löst eine Reaktion aus. Zu manchen Menschen fühlen wir uns geradezu unwiderstehlich hingezogen, andere können wir einfach nicht riechen. Bei der Partnerwahl sollten wir uns jedenfalls möglichst authentisch beschnuppern können, denn mit der Treffsicherheit unserer Nase können die Algorithmen der Dating-Apps nicht mithalten. Übrigens verändert sich das Geruchsempfinden von Frauen, die die Pille nehmen, so stark, dass dies einen deutlichen Einfluss auf die Partnerwahl hat.
Ohne die sensorischen Fähigkeiten unserer Nase wäre auch Essen kein wirklicher Genuss. Denn die meisten Geschmacksnuancen werden über den Geruchssinn wahrgenommen, wenn Aromastoffe aus der Nahrung über den Rachen an die Riechrezeptoren der Nase gelangen.
Geruchsrezeptoren gibt es übrigens auch ausserhalb der Nase, z.B. im Darm, Herzen, Hoden, in der Haut. So sind es Duftstoffe, die den Samenzellen den Weg zur Eizelle weisen. Spermien, die nicht mehr richtig riechen können, erfüllen ihre Aufgabe nicht.
Die Kraft der ätherischen Öle entdecken
So verwundert es nicht, dass ätherische Öle sehr kraftvolle Begleiter für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit sein können.
Viele ätherische Öle wirken antibakteriell, anitviral und antimykotisch.
Sie unterstützen die Heilung bei offenen Wunden, Verbrennungen und Narben und fördern den Abbau von Stresshormonen. Sie können immunstärkend, luftreinigend, oder auch stimmungshebend, konzentrationsfördernd, entspannend, tröstend, oder schmerzlindernd wirken.
Ätherische Öle sind sogenannte Vielstoffgemische. Sie werden in verschiedenen Pflanzenteilen gebildet und gespeichert – Blüten, Blätter, Wurzeln, Fruchtschalen. Oftmals erfüllen sie Schutzfunktionen, beispielsweise vor Kälte oder Schädlingen, oder sie dienen der Kommunikation mit anderen Pflanzen und Insekten. Je nach Bodenbeschaffenheit, Höhenlage und klimatischen Bedingungen bilden sich die Inhaltsstoffe unterschiedlich aus und unterliegen in ihrer Zusammensetzung natürlichen Schwankungen.
Ätherische Öle sind nicht zu verwechseln mit den fette Pflanzenölen, wie z. B. Mandelöl, die mittels Kaltpressung aus Samen, Nüssen oder Fruchtfleisch, oder aus einem Ölauszug (Pflanzenteile werden in fettes Pflanzenöl eingelegt, so dass die fettlöslichen Inhaltsstoffe in das Öl übergehen) gewonnen werden. Auch sie haben eine hohe Wirksamkeit als Hautpflegemittel und eignen sich natürlich sehr gut als Trägeröle, die sich mit ätherischen Ölen mischen lassen.
Über 80 % der ätherischen Öle werden mittels Wasserdampfdestillation gewonnen. Dabei ist die Ergiebigkeit je nach Pflanzenart sehr unterschiedlich. Während für 1 kg ätherischen Rosenöls 3 – 6 Tonnen frischer Rosenblüten benötigt werden, bedarf es an die 160 kg frisches Lavendelkraut für 1 kg Lavendelöl. Als Nebenprodukt der Wasserdampfdestillation entstehen die Pflanzenwässer. Diese eignen sich ideal zum Mischen mit ätherischen Ölen und zum Aufsprühen auf die Haut, vor allem für Menschen mit empfindlicher Haut. Sie unterscheiden sich allerdings sowohl in ihrer chemischen Zusammensetzung als auch in ihrer Wirkung vom ätherischen Öl der gleichen Pflanze, manchmal auch im Geruch.
Zitrusöle werden mittels Kaltpressung gewonnen, da das ätherische Öl in den Öldrüsen der Fruchtschalen gespeichert ist. Und schliesslich gibt es noch Öle, die nur über Auszugsverfahren mit verschiedenen Lösungsmitteln gewonnen werden, wie z.B. Vanille, und Jasmin.
Anwendungsmöglichkeiten für zuhause
Die positiven Eigenschaften der ätherischen Öle können wir auf vielfältige Weise zuhause nutzen. Beispielsweise in Form eines Raumsprays, eines Körperöls, oder als Badezusatz. Viel Spass beim Ausprobieren!
Stimmungsaufhellende Mischung für die Duftlampe:
5 Tropfen Orange, 4 Tropfen Grapefruit, 2 Tropfen Bergamotte
Immunstärkende Mischung für die Duftlampe:
4 Tropfen Kiefernadel, 3 Tropfen Cajeput, 4 Tropfen Zitrone
Mückenschutzspray:
100 ml Lavendelwasser, 20 Tropfen Citronella, 10 Tropfen Lavendel
1 Tropfen Lavendel oder Teebaumöl direkt auf den Stich verschaffen übrigens auch Linderung gegen Mückenstiche.
Natürliches Schimmelspray:
20 ml Wasser, 10 ml Alkohol, 20 Tropfen Teebaum
Die betroffene Stelle besprühen und gute 3 Stunden ziehen lassen.
After-Sun-Pflege:
50 ml Mandelöl, 15 Tropfen Lavendel, 5 Tropfen Rosengeranie
Am besten auf feuchte Haut auftragen und einmassieren. Mandelöl wirkt pflegend, Lavend und Rosengranie beruhigen.
Gesichtsmaske:
3 TL Heilerde, 2 TL Pflanzenwasser, 3 Tropfen ätherisches Öl
Haarpflegespray:
40 ml Rosenwasser, 10 ml Arganöl, 10 Tropfen Orange, 5 Tropfen Rosengeranie
Deocreme:
30 g Kokosöl, 10 g Maisstärke, 10 g Natron, 10 Tropfen Grapefruit, 5 Tropfen Zitrone, 5 Tropfen Pfefferminze
Wärmendes Erkältungsbad:
150 g Meersalz, 10 Tropfen Eukalyptus, 5 Tropfen Orange
Öl in Schale geben und schwenken, Meersalz dazu geben und mischen. 5 EL für ein Vollbad.
Frischer Wäscheduft:
Für frischen Wäscheduft kann man ätherische Öle, z.B. Lavendel oder Zitrone, direkt dem Waschmittel beifügen.